24. Januar 2018

Was sind die Meinungen über die "nötige" Gausssche Normalverteilung bei Zielbeurteilungen im MAG?

Ist es für Mitarbeitende nicht demotivierend, wenn sie bei einer Beurteilungsskala von A - E, so gut wie nie eine A erreichen können, obwohl sie super Mitarbeitende sind - weil das dann einfach nicht der Normalverteilung entsprechen würde...?

und überhaupt: Ist diese Art von Beurteilungsskala nicht schon lange out?

3 Antworten

Meine (persönliche) Meinung in Kurzfassung: Aufhören mit dem Mist der Gauss'schen Normalverteilungen.

Etwas ausführlicher:

Es wird in der Praxis leider immer noch mancherorts gemacht; oft ist das genau dann der Fall wenn Vergütungskomponenten direkt an die Beurteilung verknüpft sind und das Budget hierfür nur reicht, wenn die Leistungen grosso modo "gleichverteilt" sind.

Bei grossen Teams trifft das in der Regel ja auch mehr oder weniger zu, aber je kleiner das Team und je spezialisierter das Team (z.B. eine kleine Gruppe hochspezialisierter Forscher in der Pharmabranche) desto weniger macht es Sinn und die Führungskraft muss quasi in den sauren Apfel beissen, und einzelne Personen schlechter bewerten als andere.

Es gibt mehrere modernere Ansätze, um die Thematik besser anzupacken.

  • Trennung von Beurteilung und Vergütung
  • Trennung von Leistungsbeurteilung (auf eine Periode bezogen) und ganzheitlicher Performa...
Claudia B.
5 Bewertungen

... um die letzte Frage zu beantworten: Nein, sie ist leider noch nicht out, obwohl sie das (wie von C. Broghammer zu Recht erwähnt) längst sein sollte ...

Was man dabei aber unbedingt auch beachten sollte, ist der Umstand, dass sogenannte forced distributions nichts anderes sind als eine Bankrotterklärung für die eigenen Führungskräfte. In der hidden agenda wurden (und werden) diese erzwungenen Verteilungen nämlich meist angewendet, weil man den eigenen Führungskräften nicht zutraut, objektiv und fair einzuschätzen (die sind ja eh alle viel zu lieb und wollen keine Konflikte ...). Zudem ist ein forced ranking eine Methode, die auf einem Menschenbild aufbaut, welches extrinsische Motive über die intr...

Andreas M.
4 Bewertungen

Die Frage ist ja von meinen beiden Vorschreibern schon ausführlich beantwortet worden, zu dem gibt es soweit nichts mehr hinzuzufügen.

Ich möchte dem ganzen nochmal einen grösseren Rahmen geben, da wir uns selbst schon intensiver mit dem Thema Leistungsbeurteilung beschäftigt haben.

E rbe aus Zeiten der Industrialisierung

Ja, es gibt modernere Ansätze wie schon oben beschrieben, keine Frage. Die passen i.d.R. leider nur nicht einfach so ins Gesamtsystem (damit sind z.B. Strukturen, Prozess, Glaubenssätze und Menschenbild des sozialen Systems gemeint).

Denn im Kern arbeiten die meisten Systeme noch immer basierend auf Ideen und Überzeugungen aus der Zeit der Industrialisierung.

Damals galt: Der Mensch ist eine Ressource, diese kann man messen und steuern (stimmte auch zum Teil mit Blick auf Fliessbandarbeit). Das muss man als Unternehmen auch tun, sonst will der Mensch nicht arbeiten (Menschenbild Theory X von McGreggor).

Manager-Bashing bringt nichts

Dies ist auch unabhängig davon, dass viele Menschen in Management-Funktionen bereits lange wissen, dass dies nicht so funktioniert. Denn diese sind ja alles andere als dumme Menschen, im Gegenteil. Diese leiden auf ihre Art und Weise ebenso unter vielen Themen, die aus den alten Denkmodellen heraus entstanden sind.

Ich kenne kaum ein Manager, der die Durchführung des Rating-Prozesses als toll empfindet. Natürlich gibt es noch die, die auch der Meinung sind, dass es ohne nicht geht. Häufig aber vor allem auch, weil diese das so gelernt haben und selbst keine andere Variante erlebt haben.

Fragt man Menschen, wie eine Organisationsstruktur aussieht, dann zeichnen die meisten direkt eine Pyramide.

Das Problem liegt im System

Es geht daher um ein systemisches Thema. Hierzu hilft sich ein wenig des Denkwerkzeuges kompliziert (steuer-, plan- und messbar) sowie komplex (nicht steuer-, plan- und messbar) zu bedienen. Die meisten Systeme sind noch immer darauf aufgebaut, dass alles planbar sein muss. Und wenn nicht, muss es planbar gemacht werden.

Daher versucht das System mit komplizierten Prozessen eine vermeintliche Objektivität herzustellen. Dies funktioniert aber nicht, denn

  1. wir alle sind fühlende Wesen. Wir denken und handeln subjektiv. Wir besitzen alle unsere kognitiven Verzerrungen (eine nette kommt z.B. zum Tragen, wenn Gespräche nur einmal pro Jahr geführt werden. Dann gilt „What you see is all the...
Ralf M.
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